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2023-02-16 14:54:22 By : Ms. Ruth Lin

E-Autos könnten künftig als Stromspeicher dienen. (Symbolbild)

Erstmals haben digital vernetzte E-Autos das deutsche Stromnetz stabilisiert – und das während sie normal im Alltag von Haushalten genutzt wurden. Die Fahrzeuge fungierten dabei als Teil eines virtuellen Kraftwerks, wie der Speicherhersteller Sonnen mitteilt.

Der Übertragungsnetzbetreiber Tennet konnte demnach auf die Speicherkapazität von E-Autos der "sonnenCommunity" zurückgreifen und dadurch kurzfristig im Stromnetz auftretende Frequenzschwankungen abfedern. Das Auto werde damit vom reinen Transportmittel zum aktiven und stabilisierenden Teil des Energiesystems, erklärt der Batterie-Spezialist.

"Mit der Aufnahme von Elektrofahrzeugen in unser virtuelles Kraftwerk machen wir einen großen Schritt, indem wir das Laden von Elektroautos nutzen, um gleichzeitig Angebot und Nachfrage im Stromnetz auszugleichen und es so stabilisieren", sagt Koch, CEO von Sonnen.

Der Anbieter von Speicher- und Vernetzungstechnologien erweitert damit sein bisher auf Stromspeichern basierendes virtuelles Kraftwerk (sonnenVPP) um E-Autos. Mit diesem neuen "Kraftwerksblock" stünden dem Übertragungsnetzbetreiber Tennet bisher ungenutzte Speicherkapazitäten von E-Autos aus vernetzten Haushalten zur Verfügung. Nach einer erfolgreichen Testphase wurde diese Technologie nun erstmals in den Alltag von Haushalten überführt, heißt es.

Verwendet wurden demmnach E-Autos mehrerer Hersteller in verschiedenen Haushalten der sonnenCommunity. Neben ihrer normalen Nutzung im Alltag werden die Autos nebenbei zum aktiven Teil des Stromnetzes: erste Fahrzeuge sind im Netzgebiet von TenneT bereits in das sonnenVPP integriert und können so genannte Primärregelleistung (FCR) erbringen.

Die Speicherkapazität der E-Auto-Batterien steht dafür innerhalb von 30 Sekunden flexibel regelbar für den Ausgleich von Laständerungen und damit einhergehenden Frequenzschwankungen im Stromnetz zur Verfügung. Das werden allein über einen intelligenten Ladevorgang erreicht, eine zusätzliche Abnutzung der Fahrzeugbatterien durch Entladen finde nicht statt, erläutert Sonnen.

Im nächsten Schritt will Sonnen weitere 5000 sonnenCommunity-Haushalte mit einem Elektroauto und einem sonnenCharger für das virtuelle Kraftwerk nutzen. Gemeinsam mit den jeweiligen Batterien der Haushalte entspricht das nach Unternehmensangaben einem Potenzial von rund 80 MW.

Tennet hat nach eigenen Angaben ein Primärregelleistungsbedarf von 170 MW. Mit der Einbindung von Elektroautos in das sonnenVPP stehen neben der Primärregelleistung viele weitere Anwendungen für das Stromnetz offen, welche das Zusammenspiel von Energiesystem und Transportmittel ganz neu definieren, heißt es weiter.

"Die Integration von E-Autos in das Stromnetz ist ein wichtiger Meilenstein, um auf die Herausforderungen der künftigen Stromverfügbarkeit reagieren zu können", sagt Tim Meyerjürgens, COO von Tennet. "Je mehr volatile, stark schwankende Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz einspeisen, umso elementarer ist die Schaffung neuer Speichermöglichkeiten zur Flexibilisierung und Stabilisierung des Gesamtsystems."

Dabei werde der bisherige Ladevorgang neu gestaltet: Im ersten Schritt verteilt Sonnen die Ladevorgänge aller angeschlossenen Elektroautos gleichmäßig über einen längeren Zeitraum und vermeidet so Lastspitzen zu einer bestimmten Tageszeit. Grundlage hierfür seien die Vorgaben der Kundinnen und Kunden, wann sie ihr Auto wieder benötigen.

Im zweiten Schritt sollen dann Frequenzabweichungen des Stromnetzes ausgeglichen. Die Vorgaben dafür kommen von Tennet. Das so gesteuerte Ladeverhalten stabilisiert das Stromnetz gleich auf zwei Ebenen, und das ohne Einschränkungen für die Nutzung der Fahrzeuge, heißt es weiter.

Als Teil des virtuellen Kraftwerks von Sonnen könnten die E-Autos demnach etwa überschüssigen Windstrom in der Nacht aufnehmen, sodass sie tagsüber nicht mit Strom aus Gas- oder Kohlekraftwerken beladen werden müssen. So entstehe ein neuer, mobiler Kraftwerksblock, der die Speicherkapazität für Strom in einem sauberen Energiesystems erweitere und fossile Kraftwerke noch ein Stück weiter überflüssig mache.

Sonnen bietet zudem bereits heute eine Gewinnbeteiligung an seinem virtuellen Kraftwerk. Mit der Einbindung der E-Autos könnten wohl weitere Vergütungsmodelle entwickelt werden, so dass die Kundinnen und Kunden zusätzliche Anreize dafür erhalten, wenn sie ihr Elektroauto netzverträglich steuern lassen. (jk)

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